Aus für das Projekt Medienpoint Spandau?

Mit einem breiten Angebot an Büchern und anderen Medien wurde ein wichtiger Beitrag zum Erhalt von Kulturgut geleistet, dass auf diese Weise vor der Entsorgung gerettet und einem sinnvollen Zweck zugeführt wurde.

Seit 2004 betreibt der Kulturring in Berlin e.V. als Trägerverein seine Medienpoints in Spandau mit der wichtigen Unterstützung des Jobcenters Spandau durch sogenannte 1,50 € Jobber. Doch dieses gemeinsam entwickelte Erfolgsmodell von angepasster Aktivierung von Langzeitarbeitslosen durch leicht verständliche und evaluierbare Arbeit in einem soziokulturellen Projekt, das für sozial Schwache und Bedürftige im Bezirk Spandau konzipiert ist, soll nun nach 12 Jahren erfolgreicher und engagierter Arbeit ein Ende haben.

Am 19.4.2016 berichtete auch das Spandauer Volksblatt über das möglich Aus des Medienpoints in Spandau. Der Verein, der durch sein langjähriges Engagement den Zugang zum Lesen fördern möchte, scheint nun endgültig seinem Ende entgegenzusehen.

Ein Medienpoint ist schon geschlossen, die anderen beiden, in der Seegefelder Straße und am Kraepelinweg im Falkenhagener Feld müssen ohne eine Förderung durch das Jobcenter geschlossen werden. Die letzten beiden werden bis zum September noch mit Teilnehmern aus dem Bundesfreiwilligendienst versorgt. Das Jobcenter hat wegen beschränkter Mittel in Spandau andere Prioritäten gesetzt.

Der Trägerverein ist insgesamt enttäuscht, weil er keine Reaktion von Spandauer Politikern auf die Schilderung der Problemlage bekam.

Mit einem breiten Angebot an Büchern und anderen Medien wurde ein wichtiger Beitrag zum Erhalt von Kulturgut geleistet, dass auf diese Weise vor der Entsorgung gerettet und einem sinnvollen Zweck zugeführt wurde. Das aufgebaute Netzwerk, das in Spandau mit zahlreichen Büchertischen und Ständen in der Öffentlichkeit fest verankert ist, leistete mit seinen Aktionen eine vielfältige Hilfe und erzielte einen nicht gering zu schätzenden Bildungseffekt.

Das soziale Projekt, das jährlich ca. 16.000 Besucher und Kunden aus dem sozial schwachen Bereich in seine Räumlichkeiten in der Seegefelder Straße sowie im Loschwitzer Weg und dem Kindermedienpoint im Kraepelinweg anzog und dabei ca. 40.000 gespendeter Bücher kostenfrei wieder in Umlauf bringen konnte, steht nun vor dem Aus.

Auch für das Jahr 2016 war beim Jobcenter Spandau das bewährte Konzept eingereicht worden, doch anders als in den Vorjahren wurde es nicht für eine Förderung berücksichtigt. Es seien die zweckmäßigsten Maßnahmen für den Kundenstamm ausgewählt worden. Gerade dieser noch reichlich vorhandene Kundenstamm des Jobcenters Berlin Spandau wird wieder umfangreicher. Und wie bisher bietet solch ein Projekt Langzeitarbeitslosen und Migranten eine sinnvolle Betätigung und eine Hilfe zur Selbsthilfe. Teilnehmer konnten sich behutsam auf die aktuelle Arbeitsmarktsituation vorbereiten. Ein paralleles, individuelles Coaching wurde angeboten.

Viele der ortsansässigen namhaften Lokal- und Bundespolitiker sind über die nun für alle Beteiligten entstandene heikle Situation schriftlich informiert worden, jedoch erfolgte bisher keine Reaktion aus deren Büros. Die Verantwortlichen im Jobcenter wurden mehrfach darauf hingewiesen, das mühsam über die Jahre hinweg Aufgebaute nicht so leicht auf‘s Spiel zu setzen. Aber bisher scheint es kein Einlenken zu geben. Da der Kulturring in Berlin e.V. als Trägerverein der Medienpoints in Spandau, als gemeinnütziger Verein, nicht gewinnorientiert arbeitet, ist ein Weiterbetreiben der sozialen Treffpunkte nicht möglich, denn niemand ist gewillt, die Kosten dafür zu tragen.

Wenn jetzt nicht ein zeitnahes Umdenken zugunsten des seit vielen Jahren gut angenommenen Projektes in den Köpfen der Entscheider erfolgt, müssen die Spandauer Medienpoints geschlossen werden. Damit verlässt ein weiteres soziales Projekt, den auch in der Flüchtlingsfrage expandierenden Bezirk.

Kulturring in Berlin e.V.

Giselastraße 12

10317 Berlin