Niemand kann es mehr ignorieren. Weihnachten steht unmittelbar vor der Haustüre. Dazu passt leider auch der gerade erst veröffentlichte Schuldenatlas für Berlin. Spandau belegt dabei einen unrühmlichen 2. Platz. Aktuelle Vorwürfe in den Medien, nach denen der Armutsbericht der Bundesregierung geschönt wurde, unterstreichen das grundsätzliche Problem noch einmal. Demnach wurden kritische Passagen, die auf ein extrem auseinanderdriftendes Einkommen in Deutschland hinwiesen, geschönt – entsprechende Passagen wurden angeblich getilgt.
Berlin hat bundesweit die zweithöchste Schuldnerquote
Allen scheinbar positiven Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt zum Trotz steigt die Zahl der überschuldeten Berliner noch einmal an. 371.165 Menschen in der Hauptstadt sind verschuldet. Das sind 12,56 Prozent der 2,95 Millionen Erwachsenen oder rund jeder 10. Berliner insgesamt. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Quote um 0,24 Prozentpunkte. Das scheint nicht viel, bedeutet aber in nackten Zahlen, dass etwa 8000 Menschen zusätzlich nicht in der Lage sind, ihre Schulden zu bezahlen.
Die Zahlen des Arbeitsmarktes suggerieren eine scheinbar heile Welt: „Die geringste Zahl der Arbeitslosen seit vielen, vielen Jahren …“. Schaut man genau hin, in welchen Bereichen ein großer Teil der Arbeitsplätze entsteht, sieht die Arbeits-Welt weniger rosig aus. Prekäre Arbeitsverhältnisse bedeuten Lebenssituationen, in den nicht genügend Geld zum Leben zur Verfügung steht. Eine Aufstockung der zu geringen Einkommen ist für viele Existenzsichernd. Geringe Einkommen bedeuten nicht nur ein Armutsrisiko für später, weil die Beiträge zur Rentenversicherung zu gering ausfallen, sondern lassen die Schuldenfalle viel schneller zuschnappen.
Wie sieht es in Spandau aus?
2011 waren in Spandau 13,58 % der erwachsenen Einwohner verschuldet. 2012 stieg der Wert auf 14,64 %. Schaut man sich die Arbeitslosenzahlen für 2011 an, dann waren durchschnittlich 14,6 % der Spandauer arbeitslos (Berlin 13,3 %). Anfang des Jahres 2012 hatten noch 14,4 Prozent der Spandauer keine Arbeit. Gegen Jahresende bewegt sich der Wert auf 13 % zu. Bei einer geringeren durchschnittlichen Arbeitslosigkeit, im Vergleich zum letzten Jahr, ist trotzdem ein Anstieg der Schuldner zu verzeichnen.
Mehr Geld ausgeben, als da ist …
Auch wenn Arbeitslosigkeit mehr als ein Viertel der Ursachen für Schulden ausmacht, ist diese nicht der alleinige Grund. Vielmehr ist ein gesteigerter Konsum hauptursächlich zu nennen. Menschen geben deutlich mehr Geld aus, als sie haben. Moderne Zahlmittel, bei der die Geldausgabe zu einem virtuellen Vorgang wird, erleichtern dies ungemein. Inzwischen wird auch schon das Brötchen beim Bäcker mit der Kreditkarte bezahlt. Früher konnte jeder bei einem Blick in seinen Geldbeutel feststellen, ob er leer ist. Was nicht da war, konnte auch nicht ausgegeben werden.
Mit Hilfe der Kreditkarten verlieren viele die bewusste Kontrolle über ihr Kaufverhalten. Der starke Drang, unbedingt den neusten technischen Schnickschnack haben zu wollen, ist stärker, als der Verstand. Das neueste Smartphone, der größte Fernseher oder schnell mal auch einen Tablet-PC kaufen – weil „alle“ so etwas haben … Kreditkarten verstärken die Gefahr der Verschuldung sogar zusätzlich durch die hohen Überziehungs-/Kreditzinsen. Der Absturz in die unkontrollierbare Verschuldung beginnt erst langsam, geht dann aber immer schneller.
Was ist nun mit Weihnachten?
Das Fest der Familie, der Liebe ist zu einer großen kommerziellen Veranstaltung geworden. Die Verführung, für sich und andere mehr Geld als sinnvoll ist auszugeben, scheint jetzt besonders groß. Ein Geschenk hat seinen Symbolcharakter als bewusste persönliche Gabe scheinbar verloren. Es muss teuer sein, wenn es einen „Wert“ haben soll …
Der Umsatz zu Weihnachten im letzten Jahr lag bei etwa 80 Milliarden Euro. Jeder Deutsche gab etwa 200 bis 300 Euro für Geschenke aus. Die Gesamtausgaben für das Fest sollen pro Haushalt rund 600 Euro sein.
Schalten wir doch einen Gang herunter, es muss ja nicht der selbstgehäkelte Topflappen sein, der als persönliches Geschenk überreicht wird. Manchmal ist Zeit, die man einem lieben Menschen schenkt viel mehr wert. Zeit ist ein kostbares Gut geworden, obwohl wir alle viel mehr Freizeit zur Verfügung haben, als noch vor 10 oder 20 Jahren.
Schuldnerberatung in Spandau
Was tun, wenn die Schuldenfalle zugeschnappt hat? Wer selbst nicht mehr weiter weiß, sollte sich an eine der vielen Stellen zur Schuldnerberatung wenden! Niemand muss sich deswegen schämen. Je mehr Zeit mit Schulden verstreicht, ums so höher kann sich der Schuldenberg auftürmen.
Schnell kann die Stromversorgung unterbrochen sein, der Räumungsbefehl im Briefkasten liegen, wenn nicht gerade dort, wo es besonders wichtig ist, für regelmäßige Zahlungen gesorgt wird. Manch einer steckt den Kopf in den Sand, in der Hoffnung, das Unglück wird schon vorbei gehen. An diesen Punkten ist der Gang zur Schuldnerberatung unbedingt notwendig. Der falscheste Weg wäre es, mit dubiosen Krediten Schulden ablösen zu wollen, nur um anschließend noch mehr Probleme am Hals zu haben.
Über das Internet lassen sich viele Informationen zum Thema Schulden finden. Es gibt Schuldnerberatungen, die auch online tätig werden. So ist die Schwellenangst deutlich geringer. Ein Anfang wäre damit gemacht. In keinem Fall soll für eine solche Beratung Geld ausgegeben werden! Kein seriöser Berater würde so etwas verlangen. Auch in diesem Feld tummeln sich eine Menge schwarzer Schafe. Vorsicht ist also angesagt.
Weitere Informationen zum Thema: Schuldnerberatung und Verbraucherinsolvenz auf der Internetseite der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales.
Landesarbeitsgemeinschaft Schuldner- und Insolvenzberatung Berlin e.V.
www.schuldnerberatung-berlin.de
AWO Schuldner- und Insolvenzberatung (auch online möglich)
· Mitglied der Landesarbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatung Berlin e.V.
· Von der Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz Berlin anerkannte Beratungsstelle im Sinne des § 305, Abs.1 Nr. 1 InsO
· Sprechzeiten:
o Offene Sprechstunde (ohne Voranmeldung) Donnerstag von 15 – 18 Uhr
o sowie nach telefonischer Voranmeldung
o Sprechstunde für Ratsuchende aus dem Bereich des Jobcenters: Donnerstags von 10 – 12 Uhr in den Räumen der Jobassistenz, Brunsbütteler Damm 75
· AWO Kreisverband Spandau e.V.
o Betckestraße 7
o 13595 Berlin
o Tel.: 030 – 36 28 38 66
o E-Mail: verwaltung@awo-spandau-sib.de
o Internet: http://www.awo-spandau.de
· Selbsthilfe- und Beratungstreff Regenbogen e.V.
o Lynarstraße 9
o 13585 Berlin
o Tel.: 030 – 33 63 05 3
· Schuldnerberatung der AWO in der Jeremiagemeinde
o Evangelische Jeremia-Kirchengemeinde
o Burbacher Weg 2
o 13583 Berlin
o www.ev-jeremia-gemeinde.de
o Freitag, von 9.00-11.00 Uhr
· AWO-Sprechstunde im Klubhaus in der Westerwaldstraße
o Westerwaldstr. 13
o Dienstag in der Zeit von 15 – 17 Uhr
o Terminvereinbarung telefonisch möglich unter: 030/362 83 866