Vertraute Akazien auf dem Henri-Dunant-Platz mussten weichen

Plötzlich waren sie weg. Zwei Scheinakazien (Robinien), die 50 Jahre auf dem Henri-Dunant-Platz wuchsen. Baumfrevel oder notwendige Fäll-Aktion? Das war die Frage, die sich viele stellten. Viele Anwohner und Nutzer des Henri-Dunant-Platzes an der Siegener Straße im Falkenhagener Feld waren stinksauer. Die Bäume waren so alt wie sie, wie die Großsiedlung selbst, die im letzten Jahr ihr 50jähriges Jubiläum feierte. Für viele waren die Bäume willkommene Schattenspender und beliebter Treffpunkt im Kiez. Wie so oft, wird die Bedeutung von manchen Dingen erst bewusst, wenn sie nicht mehr vorhanden sind.

Von einem Tag auf den anderen wurden die Bäume Anfang Dezember – ohne die Anwohner über die Gründe zu informieren – gefällt. Niemand aus der Umgebung hat eine Information darüber bekommen, warum diese „Nacht- und Nebel-Aktion“ notwendig war. Anscheinend sollten hiermit vollendete Tatsachen geschaffen werden vermuteten manch wütende Anwohner.

Henri-Dunant-Platz

Fotos: Robinien als Schattenspender auf dem Henri-Dunant-Platz von Ralf Salecker (1x) und nach der Fällung von Friedhelm Steinke (3x)

Am 27.10.2010 begann damals die Umgestaltung des Henri-Dunant-Platz. Henri-Dunant war der Gründer des Roten Kreuzes. Der damalige Bezirksbürgermeister (und Stadtältester von Berlin seit dem 8.12.2014) Konrad Birkholz, Baustadtrat Carsten Röding und Pfarrer Nico Steffen von der Jeremia Kirchengemeinde, sorgten gemeinsam für den ersten Spatenstich.

Ermöglicht wurde die Umgestaltung des Platzes durch Fördermittel des Programms „Soziale Stadt“ sowie durch die Mitwirkungsbereitschaft von Bewohnern, der Kirchengemeinde, dem QM-Team und den angrenzenden Wohnungsbaugesellschaften.

Schon seit den Anfängen der Großsiedlung, deren erste Bauten entlang der Siegener Straße entstanden, war dieser Platz mit seinen Einkaufsmöglichkeiten und dem an ihm liegenden Gemeindezentrum der evangelischen Jeremia-Gemeinde ein wichtiges Stadtteilzentrum.

In den Flachbauten, am Henri-Dunant-Platz, in denen sich heute Aldi befindet, waren früher ein kleiner Kaufladen, eine Fleischerei, eine Reinigung, ein Zeitungsladen, eine Bank und eine Kneipe. Alles Wichtige für das tägliche Leben war dort versammelt.

Mit der Umgestaltung sollte der in die Jahre gekommene Platz wieder als lebendiger Platz wahrgenommen und genutzt werden. Bürgerwerkstätten unter Einbeziehung der Anwohner dienten der bedarfsgerechten Ideenfindung.

Am 27.8.2011 weihten Baustadtrat Carsten Röding gemeinsam mit einer Vertreterin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und dem Vorsitzenden des DRK Spandau, Hellwart Gabriel, im Rahmen des traditionellen Sommerfestes im Falkenhagener Feld, den neugestalteten Henri-Dunant-Platz ein.

Die Robinien, von denen jetzt nur noch Baumstümpfe existieren, wurden damals auf ihre Gesundheit überprüft. Nichts deutete auf irgendwelche Probleme hin. Sonst wären sie kaum weiterhin ein zentraler Bestandteil des Platzes geblieben. Nun fehlt dem Platz ein gemütlicher Schattenspender. Selbst wenn Bäume an dieser Stelle neu gepflanzt würden, müssten Jahrzehnte vergehen, bis sie wieder eine vergleichbare Funktion erfüllen.

Alter und Schädigung durch städtische Einflüsse

Damals umgab dichtes Gestrüpp die Bäume. Niemand kam an die Stämme heran. Mit der Umgestaltung des Platzes änderte sich dies. Von nun an standen diese völlig frei auf einer kleinen „Insel“. Leider lagen sie nun auf der direkten Diagonale zwischen Aldi und dem Fußweg an der Jeremia-Kirche vorbei. Viele Fußgänger nutzen den „freien Weg“ zwischen den Bäumen hindurch. Hunde konnten sich problemlos an den Bäumen erleichtern. An eben diesen Stellen bildete sich an einem Baum ein intensiver Pilzbefall aus, der eine Fällung zwingend notwendig machte.

Theoretisch hätte man eine Rettung des anderen Baumes versuchen können. Vom Pilz sieht man leider immer nur den kleinsten Teil. Es ist wie bei einem Eisberg . . . Über kurz oder lang wäre eine Fällung wohl auch für diesen Baum unumgänglich gewesen, eine leichte Schädigung war ohnehin sichtbar. In der Stadt erreicht eine Robinie bei weitem nicht ihr Alter, welches in freier Natur möglich wäre. Viele Faktoren besiegelten das Ende der beiden Bäume am Henri-Dunant-Platz. Trotzdem hätten die Bürger vor Ort sich eine rechtzeitige Information gewünscht.

Eine gute Nachricht deutet sich inzwischen an. Zwei Laubbäume sollen den Platz der gefällten Robinien einnehmen. Bäume zu pflanzen ist noch die leichteste Aktion. Gerade in jungen Jahren brauchen sie intensive Wässerung, besonders an heißen Sommertagen, sonst ist die frisch gepflanzte Pracht schnell dahin. Hier wäre eine Pflegepatenschaft mit Baumfreunden aus der Umgebung wünschenswert. Möglicherweise finden sich ja welche…

Ralf Salecker