Soll und will der Quartiersrat eigene Ideen entwickeln

Eine kleine Frage, die eine engagierte Diskussion auslöste.

Die Sitzung der Quartiersräte am 8.2. war eine Premiere für mich. Schließlich bin ich erst seit kurzem im QM FF Ost als Webredakteur. Entsprechend neugierig war ich auf das Geschehen.
Eine kleine Frage nach dem Selbstverständnis des Quartiersrates brachte dann nach einer kurzen Phase des Nachdenkens eine Lawine in Gang. Soll oder will der Rat auch selbst Ideen entwickeln oder nur über die Vorschläge von außen entscheiden?
Der Gedanke schien anfangs ein sehr ungewohnter zu sein. Manch einer war eher dagegen, andere dafür. Es sind nicht zu wenig Eingaben da, das wurde ganz schnell klar gestellt. Beispiele für eigene Veranstaltungen wurden genannt. Es gab sie also schon, die in die Praxis umgesetzten eigenen Ideen, auch wenn manche mehr Resonanz hätten finden sollen.
In einem Workshop wurde die Frage nach eigenen Ideen schon einmal intensiv bearbeitet. Der 9. November letzten Jahres war allen in guter Erinnerung. Dort wurden voller Elan viele Ideen entwickelt, von denen einige in das Handlungskonzept des Quartiersmanagements für das Jahr 2012 einflossen. Jetzt müsste man also „nur“ darüber nachdenken, welche der Ideen  – wie – konkret umgesetzt werden sollen oder können.

  • Ein Bericht zum Workshop ist hier zu finden
  • Wer das Handlungskonzept 2012 noch einmal in Ruhe nachlesen mag, findet das Dokument als PDF
  • In gedruckter Form sind noch einige Exemplare des Handlungskonzepts 2012 im QM-Büro zu haben.

Schwierig sind nicht die Ideen …
Ideen sprudeln in der richtigen Atmosphäre wie ein Wasserfall. Schwierig wird es, wenn es daran geht, diese konkret in die Tat umzusetzen. Gemeinsam möchte der Quartiersrat sich die vorhandenen noch einmal vornehmen. Im Vordergrund steht dabei, wie sich Einzelne persönlich in die Umsetzung einbringen können. Hier begannen sich erste Schwierigkeiten abzuzeichnen:

  • „Ich kann nicht noch einen Termin drauf setzten …“
  • „Ich kann nicht alles machen …“
  • „Ich kann mich an einer solchen Gruppe nicht beteiligen …“
  • Oder „Ich habe eine Idee, ein Projekt, kann dies aber alleine durchführen, brauche keine Hilfe …“

Die Mitglieder des QR engagieren sich bereits auf breiter Ebene. Manch einer stößt an praktische Grenzen. Andererseits gibt es anscheinend noch eine ganze Reihe von Anwohnern, die über die nötige Zeit verfügen und sich ehrenamtlich einbringen möchten. Ihnen fehlt nur die Information über das passende Projekt. Das hört sich doch nach einer idealen Situation an. Man muss nur alle zusammen bringen.

Warum sind so wenig Migranten aktiv?

Spannend wurde es wieder, als die etwas provokante Frage in den Raum gestellt wurde, warum so wenige Migranten aktiv sind. Antworten folgten prompt, bunt gemischt, kontrovers, von Teilnehmern mit und ohne Migrationshintergrund:

  • Die meisten Migranten möchten in ihrem eigenen kulturellen Umfeld bleiben.
  • Nicht-Migranten bekunden ihr Interesse an der gemeinsamen Nachbarschaft, leben diese aber nicht.
  • Arbeit und Familie lassen keinen Spielraum für weitere Aktivitäten.
  • Fehlende Sprachkenntnisse.

Alle Seiten stellten schnell fest, es gibt ein paar klassische Beurteilungen, die mit praktischen Erfahrungen belegt oder widerlegt werden konnten. Ganz so einfach ist es also nicht, ein befriedigendes Ergebnis auf diese Frage zu bekommen. Klar ist, Kommunikation ist keine Einbahnstraße, sondern funktioniert immer beidseitig.
Einen großen Einfluss hat die persönliche Mentalität. Stürmen die Einen gerne voller Energie voran, hören die Anderen erst in Ruhe zu, um dann lieber „aus der zweiten Reihe“ zu handeln. Genau diesen unterschiedlichen Herangehensweisen gilt es gerecht zu werden.

Mit Geduld und persönlicher Ansprache zum „Nachbarschaftlichen Miteinander“

Aus den Erfahrungen einzelner Aktivitäten ergibt sich noch eine weitere Erkenntnis. Geduld, um längere Anlaufphasen zu überwinden, bis das „Nachbarschaftliche Miteinander“ in Gang kommt, gehört ebenso dazu, wie der persönliche vertrauensvolle Kontakt zu potenziellen Interessenten. Ein Flyer bewirkt nicht bei allen die gewünschte Neugierde zur Teilnahme. Viel eher wirkt das „Schneeballsystem“ über ein persönliches Gespräch – also von Mensch zu Mensch. Wobei durchaus die Gefahr besteht, in seinem eigenen „vertrauten“ Umfeld zu bleiben. Kommunikation zwischen allen Bevölkerungsgruppen überwindet solche Hürden.
Jede Aktivität benötigt ihren Motor. Viele sind gerne dabei und packen an, wenn es etwas zu erledigen gibt. Langfristig sind die Aktionen von Erfolg gekrönt, bei denen es mindestens eine verantwortliche Person, einen Kümmerer, gibt.
Ein paar Themen wurden immer wieder genannt, mit denen das „Nachbarschaftliche Miteinander“ gefördert werden kann. Die Arbeit der Jugendtheaterwerkstatt Spandau an Schulen gehört ebenso dazu, wie die  angedachten „Monate der Kulturen“ die Kennenlernen und Austausch voran bringen sollen.
Im Charlotte-Treff gibt es regelmäßig „Internationales Kochen“. Der Zuspruch von türkischen Mitbürgern könnte besser sein, erzählte die Veranstalterin. Ein Umstand, der sofort von einem QR-Mitglied mit einem eigenen Angebot aufgegriffen wurde. Manche „Probleme“ können sich also „schnell“ lösen – man muss nur darüber reden …