Freies Surfen auf dem Westerwaldplatz

Theoretisch können bis zu 128 Personen gleichzeitig über den Freifunk-Zugang im Internet surfen.

Manch einer wird es schon bemerkt haben. Seit kurzem kann auf dem Westerwaldplatz kostenlos gesurft werden. Im Klubhaus Spandau ermöglichen drei WLAN -Router den problemlosen Internetzugang. Zwei spezielle WLAN-Geräte außerhalb sorgen dafür, dass sogar bis zum Kirchturm ein freier und kostenloser Internet-Zugang gewährleistet ist. Geplant ist eine weitere Station, die auf dem Dach Westerwaldstraße 1 platziert wird. Diese dient dann der Anbindung an das Berliner Freifunk-Netz.  Eine Anmeldung für den Internetzugang ist nicht notwendig. Ebenfalls existiert keine Zeitbeschränkung für die Nutzung.

Möglich ist dies durch eine Kooperation des Klubhaus Spandau mit der Initiative Freifunk (so ist dann auch der Name des WLAN -Zugangs am Platz). Theoretisch können bis zu 128 Personen gleichzeitig über den Freifunk-Zugang im Internet surfen. Versuchen es mehr, müssen die nachfolgenden warten „bis ein Platz frei geworden ist“. Optimal funktioniert es mit Smartphones der neueren Generation, bei älteren Geräten dürfte eine geringere Entfernung zum Klubhaus notwendig sein. Inzwischen kommen manche Leute nur deswegen auf den Westerwaldplatz, weil sie hier ein freies WLAN nutzen können.

Freie Kommunikationen mit Hilfe eines Bürgernetzes per WLAN überall und für alle!

Freifunk ist eine nichtkommerzielle Initiative, die sich dem Aufbau und Betrieb eines freien unabhängigen und nichtkommerziellen Computer-Funknetzes für alle widmet: Dazu müssen möglichst viele ihr WLAN zu Verfügung stellen. Aus einzelnen unabhängigen Zellen können so zukünftig größere Netze entstehen, die sich bei Bedarf gegenseitig Kapazitäten zu Verfügung stellen. Im Vordergrund stehen dabei Anonymität und Überwachungsfreiheit. Freifunker sind vom Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung bis auf Weiteres nicht betroffen. 

Mitmachen als Anbieter eines freien WLAN-Zugangs ist im Prinzip recht einfach möglich. Die verständliche  Anleitung gibt es auf der Freifunk-Seite. Man besorgt sich einem kompatiblen Router (Empfehlungen befinden sich auf der Freifunk-Seite) und spielt dort die Freifunk-Firmware auf. Wie üblich wird dieser Router dann mit dem eigenen Internetanschluss verbunden. 

Freifunk ist aber kein Dienstleister, bei dem man einfach den Aufbau und die Einrichtung der Hard- und Software anfordern kann. Freifunk stellt keine kostenlosen Geräte zur Verfügung. Mitglieder der Initiative geben gerne eine Hilfestellung. Sehr viel müssen zukünftige Nutzer selbst erledigen. Das beginnt bei der grundlegenden Information über Hard- und Software, sowie deren Konfiguration. Die nächste Schritte sind dann Kauf der Geräte, deren Konfiguration und das Aufspielen einer speziellen Freifunk-Software. All dies ist nicht „auf die Schnelle“ zu erledigen. Genügend Zeit ist also einzuplanen. Ein gewisses Grundverständnis für Hard- und Soft muss in jedem Fall vorhanden sein. Im Klubhaus Spandau, welches fünf Router zur Versorgung zusammengeschaltet hat, wurden dafür sehr viele Arbeitsstunden aufgebracht. Die technische Hürde ist nicht zu unterschätzen, aber zu schaffen. Dieser Aufwand reduziert sich natürlich erheblich bei kleineren Anlagen. Für überschaubare Objekte genügt natürlich ein einzelner Router. 

Im Spandau ist das Angebot an freiem WLAN noch sehr überschaubar. Das Freifunk-Angebot im Klubhaus ist im Falkenhagener Feld bisher einzigartig. Das muss aber nicht so bleiben. Wer – als Bürger*in oder Institution – ein offenes Bürgernetz unterstützen will und damit freie Kommunikation ermöglichen möchte, kann selbst aktiv werden. Kleine Städte haben es schon geschafft, ein flächendeckendes Netzt aufzubauen.  Öffentliche Gebäude, Schulen, Sporthallen bieten dort ein freies Netzt für alle. Freies WLAN in Geschäftsstraßen nützt Kunden und Touristen. Viele entdecken solch ein Angebot inzwischen als Standortvorteil. Manch eine Privatperson hat ihren Router freigeschaltet und bietet damit einen Internetzugang für die wartenden Fahrgäste an einer Bushaltestelle vor dem Haus. Warum soll dies nicht auch im Falkenhagener Feld möglich sein? Gemeinsam ist man stärker ist hier Programm, weil Kapazitätsengpässe über das Netz ausgeglichen werden können. Ist an einer Stelle das Internet mal zu langsam, können freie Ressourcen von anderswo genutzt werden. Jeder Knoten vergrößert die Reichweite des Freifunk-Netzwerks. Niemand muss übrigens befürchten, plötzlich ohne eigenes Surfvolumen dazustehen. In der Berliner Firmware, die auf den Router aufgespielt wurde, wird konfiguriert, wie viel Bandbreite für Freifunk freigegeben werden soll. Das eigene Netz wird davon nicht berührt und ist sicher. Wer über Freifunk Surfvolumen zur Verfügung stellt, muss bei Missbrauch nicht haften, sollte ein anderer Nutzer z. B. illegale Downloads vornehmen. Dieses Problem hat der Gesetzgeber im letzten Jahr endlich gelöst.